7. Wandertag
Ardales nach El Chorro
3h / 11km
440m hoch / 300m runter
Boooaaah, endlich geht's weiter! Nach 3 Tagen Dauerregen. Und zwar Dauerregen von der der Sorte, die 5min zum Supermarkt, 5min wieder zurück zu einer Schwimmbadtour gemacht haben und dafür sorgten, daß die Klamotten niemals trocken wurden. Obwohl alle Klimaanlagen und Ölradiatoren in der Wohnung auf Hochtouren liefern. Nach 3 sorgenvollem Tagen, in denen wir gefühlt ca. 38 mal pro Tag irgendwelche Wetterapps gecheckt haben um zu sehen, wann es endlich wieder etwas aufklart.
Antwort: Heute.
Die letzte Nacht war schon im Wesentlichen trocken, für heute und die kommenden Tage ist immer noch Regen angesagt, aber das bißchen wird uns auch nicht mehr schocken. Also früh raus, den Busbahnhof gesucht, rumgewartet, eine Stunde Bus gefahren, bis wir gegen 10:00 Uhr in Ardales stehen, bereit für die nächste Etappe. Die Sonne scheint. Die Frisur sitzt. Die Laune fliegt. Erstmal geht es stramm bergauf, vorbei an der Jägertruppe, die sich auf dem Sportplatz am Ortsausgang sammelt. Leicht zu erkennen an braunen und/oder tarnfarbenen Klamotten plus Warnweste, geländegängigen Fahrzeugen (gerne mit Hundeanhänger). Ok, ist ja irgendwie auch Wochenende.
Wir steigen durch Olivenhaine hoch auf die Hügel und ins Bergland zwischen Ardales und El Chorro. Ab und zu spitzen ein paar weiße Flecken aus dem Wald, mal sind es einsame Bauernhöfe, mal unbewohnte Ställe für die Schafe und Ziegen, unbarmherzig bewacht von weithin bellenden Hunden. Unsere Sorge, daß die Wege unglaublich matschig und rutschig von den Regenfällen der letzten Tage sein würden, bestätigt sich Gott sei Dank nicht -- statt dessen werden wir mit einem entspannten Wandertag belohnt, der uns in einem ständigen Auf und Ab gemächlich über die Hügel führt.
Bis -- an der entscheidenen Straßenkreuzung ein junger Spanier mit Warnweste steht. Oh-oh... Passt irgendwie dazu, daß vor 5min aus der Richtung, in die wir eigentlich gehen wollen, Rufe und Schüsse zu hören waren. Offensichtlich spielt sich die samstägliche Treibjagd direkt zwischen uns und unserem Tagesziel ab. Wir wollten rechts abbiegen, hoch zum Pumpspeichersee oberhalb von El Chorro: Keine Chance (Geste des Burschen: Pistolenhand, abdrücken - bäm). Blöde Alternative links die Piste runter, dann kilometerweit an der Straße entlang einmal um den Berg herum: Kommt auch nicht in Frage, ist gesperrt, wird bejagt. Zwei Kollegen fahren vor, während wir noch "lost in translation" sind bzw. insgesamt eher ratlos, wie wir unser Ziel heute überhaupt erreichen wollen, wenn wir theoretisch nur noch umkehren können. Um die Situation zu lösen, werden wir in einen rumpeligen Kastenwagen eingeladen und runter nach El Chorro verfrachtet.
Auf dem Weg dahin nochmal kurz helle Aufregung, mittelalte Männer mit Warnwesten rufen über die Straße. Unser Fahrer bremst, haut den Warnblinker rein und bleibt mitten auf der Straße stehen. Kleiner Stau, mittendrin ein Polizeiauto, aber offensichtlich haben die Jäger heute freie Hand. Knapp oberhalb der Straße liegt ein frisch geschossenes Wildschwein, daß beäugt werden muß und auch stolz den Touristen aus der Ferne gezeigt wird.
Am Ende des Wanderweges lädt uns das Jägertaxi wieder ab, wir laufen ein paar hundert Meter weiter, sehen die ersten El-Chorro-Touristen und entern erstmal die Casa Rural, in der wir uns heute Abend eingemietet haben.
Danach rüberschlendern ins Dorf (das aus 1,5 Straßenzügen besteht), kleines Lunch in der örtlichen Bar einnehmen, Mittagsschlaf, später ein paar Bier und Snacks zum Abend. So kann's weitergehen...
Eigentlich wollten wir morgen den Caminito del Rey laufen, der eigentliche und einzige Grund, warum hier sowas wie Tourismus stattfindet. Ist aber seit heute Nachmittag wegen Wetter geschlossen, morgen wahrscheinlich auch. Harhar. Immerhin sind wir heute tagsüber trocken geblieben. Das ist schonmal ein ordentlicher Fortschritt.
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