13. Wandertag
Priego de Cordoba nach Pilas de Fuente Soto
5h / 24km
733m hoch / 536m runter
Uuuuuh! Als ich aufstehe, ist das
Wetter einfach ZU verlockend! Ich beneide Fenja & Ivan um ihre
Entscheidung, einen Pausentag einzulegen und habe das Gefühl, daß
Priego de Cordoba ein sehr sehr guter Ort dafür ist. Aber irgendwas
drängt mich auch, weiterzulaufen.
Ich schenke mir also die
Stadtbesichtigung und mache mich auf den Weg. Am Ende der Altstadt
bietet sich ein schönes Panorama über das Tal, das ich förmlich
einsauge. Warum? Naja, weil der Wetterbericht orakelt, daß in 1-2h der
Regen beginnt.
Priego hat ein ganz kleines
Gewerbegebiet, das ich zielgerichtet durchquere. Lagerhallen,
Leerstand, Schrottplatz, Ölivenölproduzenten. Links bellt ein Hund,
rechts zwei – alles keine Überraschung. Umso angenehmer ist es,
daß sich beim Aufsteig auf die nächsten Hügel ein schönes
Panorama von Priego einstellt, deutlich vorzeigbarer als der
westliche Teil der Stadt, über den wir gestern Abend eingeritten
sind.
Die Regenwolken warten schon drüben am
Himmel. Mit einem mittleren Seufzer setze ich mich auf ein paar
Steine und mache erstmal Frühstückspause. Das ist reines Kalkül,
weil: Wenn's erstmal regnet, setze ich mich bestimmt nirgendwo mehr hin.
Und dann müßte ich das ganze Futter im Rucksack auch den ganzen Tag schleppen. So einfach geht Rucksack-Gewichtsmanagement.
Oben in den Olivenhainen treffe ich
einen Bauern und seine Tochter, die unter den Bäumen aufräumen und
mit dem Laubbläser die alten Blätter zusammenpusten. Der alte Mann freut sich, als er mich mit Rucksack bergauf keuchen sieht,
weist mich freundlich auf die bedrohliche Regenwand auf der anderen
Seite des Tals hin und fragt, ob ich auch einen Regenschirm
dabei hätte. Habe ich nicht.
Aber noch gehe ich leer aus. Nur einen
knappen Kilometer weiter muß es richtig schütten, ich sehe die
Hügelspitzen kaum mehr, aber zu mir auf meinen sonnigen Weg zwischen
den Olivenbäumen verirren sich vorerst nur ein paar
Querschläger-Tropfen.
Kurz vor dem nächsten Dorf geht’s
dann doch los. Aber richtig. Es wird sehr naß, sehr ungemütlich und
meine Laune sinkt. Gott sei Dank entere ich in Almedinilla kurz vor Ladenschluß noch
schnell den örtlichen Kaufmannsladen, um ein paar Getränke
einzusacken, fülle an einer halbwegs trockenen Ecke unter einem kleinen
Balkon meine Wasserflaschen auf und entscheide mich, erstmal
ordentlich was Essen zu gehen. Im Restaurant auf der Hauptstraße ist
vorne an der Bar wie immer der Bär los, beim Anblick des nassen
Wanderers mit großem Rucksack und kurzen Hosen verstummen mindestens
die Hälfte der Anwesenden kurz, die andere Hälfte kann sich das
Gucken nicht verkneifen. Ich werfe die nassen Klamotten ab und setze
mich erstmal, bestelle einen Tee zum Tagesmenü und freue mich, daß
es draußen weiterregnet und ich im Trockenen sitze.
Aber irgendwann ist alles aufgegessen,
so ganz warm ist mir auch nicht mehr, und ein wichtiger Teil in mir will heute auch
ankommen. Also passe ich einen Moment ab, in dem ich mir einreden
kann, daß es draußen gar nicht mehr so doll regnet und ziehe los in die Kälte. Die erste
Viertelstunde geht’s noch, danach erwischt mich der Regen wieder volle
Kanne.
In der nächsten Stunde werde ich so
naß wie schon lange nicht mehr, kann mir das Murren gegen das Wetter
nicht mehr verkneifen, und die gute Laune habe ich wohl irgendwo
heute Vormittag verloren. Also kämpfe ich mich verbissen durch die
Hügel und schalte auf stur.
Erst eine knappe Stunde vor der Ankunft
reißen die Wolken wieder auf, als ich gerade an der Ermita de la
Viñuela vorbeikomme. Ich glaube nicht an göttliche Zeichen, freue
mich aber gerne über die wärmende Sonne, die meine klammen Glieder
wieder etwas aufwärmt. Beim Abstieg ins Dorf kann ich mir schön den
Wechsel zwischen Regen und Sonne zwischen den Hügelketten anschauen. Sieht aus der Entfernung klasse aus, nur mittendrin stecken möchte man halt nicht...
Pilas de Fuente Soto hat vielleicht 30
Häuser und liegt gefühlt am Ende der Welt, hat aber sogar eine
kleine Bar. Nur ein ganz kleines Cruzcampo-Schild und ein paar
aufgestapelte Plastikstühle weisen ganz versteckt auf Gastronomie
hin, aber da habe ich heute keinen Nerv für. Ich muß erstmal aus den
naßkalten Klamotten raus.
Meine Übernachtung für heute ist ein
rustikales Bauernhaus mit Aussicht, ein altes Ehepaar vermietet
Zimmer im 1. Stock. Die Dame des Hauses zündet mir den Kamin an, um
den ich den restlichen Abend meine dampfenden Klamotten drapieren
werde. Abendessen habe ich noch im Rucksack, also muß (bzw will) ich
heute Abend nicht mehr raus. Mit dem Kamin und einem kleinen
Elektroradiator heize ich tapfer gegen das kalte Haus, die kalte
Nacht und die zugigen Türen an, aber irgendwann gebe ich den
aussichtslosen Kampf auf und schlüpfe unter die dicken Bettdecken.
Draußen sind's 2 Grad. In meinem Schlafzimmer auch. Frühling in
Spanien hatte ich mir insgesamt echt gemütlicher vorgestellt...
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