Mittwoch, 14. März 2018

Ist das noch die Schafskälte?

Samstag, 10.03.2018
13. Wandertag
Priego de Cordoba nach Pilas de Fuente Soto
5h / 24km
733m hoch / 536m runter

Uuuuuh! Als ich aufstehe, ist das Wetter einfach ZU verlockend! Ich beneide Fenja & Ivan um ihre Entscheidung, einen Pausentag einzulegen und habe das Gefühl, daß Priego de Cordoba ein sehr sehr guter Ort dafür ist. Aber irgendwas drängt mich auch, weiterzulaufen.

Ich schenke mir also die Stadtbesichtigung und mache mich auf den Weg. Am Ende der Altstadt bietet sich ein schönes Panorama über das Tal, das ich förmlich einsauge. Warum? Naja, weil der Wetterbericht orakelt, daß in 1-2h der Regen beginnt.



Priego hat ein ganz kleines Gewerbegebiet, das ich zielgerichtet durchquere. Lagerhallen, Leerstand, Schrottplatz, Ölivenölproduzenten. Links bellt ein Hund, rechts zwei – alles keine Überraschung. Umso angenehmer ist es, daß sich beim Aufsteig auf die nächsten Hügel ein schönes Panorama von Priego einstellt, deutlich vorzeigbarer als der westliche Teil der Stadt, über den wir gestern Abend eingeritten sind.


Die Regenwolken warten schon drüben am Himmel. Mit einem mittleren Seufzer setze ich mich auf ein paar Steine und mache erstmal Frühstückspause. Das ist reines Kalkül, weil: Wenn's erstmal regnet, setze ich mich bestimmt nirgendwo mehr hin. Und dann müßte ich das ganze Futter im Rucksack auch den ganzen Tag schleppen. So einfach geht Rucksack-Gewichtsmanagement.


Oben in den Olivenhainen treffe ich einen Bauern und seine Tochter, die unter den Bäumen aufräumen und mit dem Laubbläser die alten Blätter zusammenpusten. Der alte Mann freut sich, als er mich mit Rucksack bergauf keuchen sieht, weist mich freundlich auf die bedrohliche Regenwand auf der anderen Seite des Tals hin und fragt, ob ich auch einen Regenschirm dabei hätte. Habe ich nicht.


Aber noch gehe ich leer aus. Nur einen knappen Kilometer weiter muß es richtig schütten, ich sehe die Hügelspitzen kaum mehr, aber zu mir auf meinen sonnigen Weg zwischen den Olivenbäumen verirren sich vorerst nur ein paar Querschläger-Tropfen.

Kurz vor dem nächsten Dorf geht’s dann doch los. Aber richtig. Es wird sehr naß, sehr ungemütlich und meine Laune sinkt. Gott sei Dank entere ich in Almedinilla kurz vor Ladenschluß noch schnell den örtlichen Kaufmannsladen, um ein paar Getränke einzusacken, fülle an einer halbwegs trockenen Ecke unter einem kleinen Balkon meine Wasserflaschen auf und entscheide mich, erstmal ordentlich was Essen zu gehen. Im Restaurant auf der Hauptstraße ist vorne an der Bar wie immer der Bär los, beim Anblick des nassen Wanderers mit großem Rucksack und kurzen Hosen verstummen mindestens die Hälfte der Anwesenden kurz, die andere Hälfte kann sich das Gucken nicht verkneifen. Ich werfe die nassen Klamotten ab und setze mich erstmal, bestelle einen Tee zum Tagesmenü und freue mich, daß es draußen weiterregnet und ich im Trockenen sitze.

Aber irgendwann ist alles aufgegessen, so ganz warm ist mir auch nicht mehr, und ein wichtiger Teil in mir will heute auch ankommen. Also passe ich einen Moment ab, in dem ich mir einreden kann, daß es draußen gar nicht mehr so doll regnet und ziehe los in die Kälte. Die erste Viertelstunde geht’s noch, danach erwischt mich der Regen wieder volle Kanne.



In der nächsten Stunde werde ich so naß wie schon lange nicht mehr, kann mir das Murren gegen das Wetter nicht mehr verkneifen, und die gute Laune habe ich wohl irgendwo heute Vormittag verloren. Also kämpfe ich mich verbissen durch die Hügel und schalte auf stur.

Erst eine knappe Stunde vor der Ankunft reißen die Wolken wieder auf, als ich gerade an der Ermita de la Viñuela vorbeikomme. Ich glaube nicht an göttliche Zeichen, freue mich aber gerne über die wärmende Sonne, die meine klammen Glieder wieder etwas aufwärmt. Beim Abstieg ins Dorf kann ich mir schön den Wechsel zwischen Regen und Sonne zwischen den Hügelketten anschauen. Sieht aus der Entfernung klasse aus, nur mittendrin stecken möchte man halt nicht...


Pilas de Fuente Soto hat vielleicht 30 Häuser und liegt gefühlt am Ende der Welt, hat aber sogar eine kleine Bar. Nur ein ganz kleines Cruzcampo-Schild und ein paar aufgestapelte Plastikstühle weisen ganz versteckt auf Gastronomie hin, aber da habe ich heute keinen Nerv für. Ich muß erstmal aus den naßkalten Klamotten raus.
Meine Übernachtung für heute ist ein rustikales Bauernhaus mit Aussicht, ein altes Ehepaar vermietet Zimmer im 1. Stock. Die Dame des Hauses zündet mir den Kamin an, um den ich den restlichen Abend meine dampfenden Klamotten drapieren werde. Abendessen habe ich noch im Rucksack, also muß (bzw will) ich heute Abend nicht mehr raus. Mit dem Kamin und einem kleinen Elektroradiator heize ich tapfer gegen das kalte Haus, die kalte Nacht und die zugigen Türen an, aber irgendwann gebe ich den aussichtslosen Kampf auf und schlüpfe unter die dicken Bettdecken. Draußen sind's 2 Grad. In meinem Schlafzimmer auch. Frühling in Spanien hatte ich mir insgesamt echt gemütlicher vorgestellt...


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