Donnerstag, 15. März 2018

Erster Tiefpunkt.

Sonntag, 11.03.2018
14. Wandertag
Pilas de Fuente Soto nach Alcalá la Real
2,75h /12km
377m hoch / 289m runter

Am Morgen fühlt sich alles noch ein wenig kälter an als gestern Abend. Die Wärme des Kamins ist über Nacht verflogen, der kleine Heizkörper kämpft auf verlorenem Posten und draußen schüttet es schon wieder. So viel Regen wie in den letzten 2 Wochen kann doch auch hier nicht normal sein...

Ich sitze mißmutig in der Küche herum und warte auf das nächste kleine Loch zwischen den Regenfronten. Bei meiner Laune kriege ich es heute nicht gebacken, mich zum Loslaufen im strömenden Regen zu zwingen -- irgendwann ist auch mein Maß an Selbstüberwindung und Disziplin mal erschöpft. Ivan & Fenja hatten sich gestern Abend zu einem weiteren Tag in Priego de Cordoba entschieden, sie kommen heute Abend mit dem Bus nach Alcalá la Real. War wahrscheinlich ne gute Entscheidung.

Wenigstens ist die heutige Etappe eher kurz, ich nutze zwei kurze Sonnenstrahlen, um mich zum Aufbruch zu zwingen. Zehn Minuten weiter die Straße hoch habe ich plötzlich das Gefühl, etwas vergessen zu haben: Die Regenhülle für meinen Rucksack. Ist nicht auf dem Rucksack, ist nicht im Rucksack. Also zurück zur Unterkunft, die netten Wirtsleute rausklingeln - im Flur an der Garderobe hängt das Ding auch nicht. Obwohl ich mir doch so sicher war. Ups, ist doch im Rucksack. Naja, fängt gerade an zu regnen. Dann kann ich die Regenhülle ja auch gleich auf den Rucksack montieren. Und so kommt es, daß ich mich quasi doppelt selbst überlistet habe und am Ende doch im Regen loslaufe. Mit entsprechender Laune.


Ich folge der stillen Bergstraße für eine Stunde durch die Hügel. Der Regen prasselt auf mich herab, als hätte er sich seit Wochen was für mich aufgehoben. Gleichzeitig ist es hundekalt und windig. Meine Finger werden mir langsam kalt, die klatschnasse Hose klebt an meinen Oberschenkeln, das Wasser läuft mir an den Beinen herunter in die Stiefel. Irgendwann kann ich mich nicht mehr zusammenreißen und schreie mehrfach gegen meinen Frust an, in den unbarmherzigen Regen hinaus.



Vom nächsten Hügel aus kann ich Alcalá la Real mit seiner Festung schon sehen, irgendwo da hinten im Dunst. Ich schlittere durch den Matsch der Olivenplantagen in Richtung Tal. Meine Güte, überall Wasser. Den ausgedachten schönen Weg in die Stadt über den Berg mit der Festung schenke ich mir heute mal und stapfe statt dessen stur an den Tankstellen, Möbelfabriken und Krankenhausbauten vorbei durch die häßliche Seite der Stadt.

 

Erst als ich ins Zentrum komme, ein Schwall Menschen nach dem Kirchgang sich auf die Straße ergießt, Läden und Geschäfte -- und überhaupt irgendwie Leben -- ins Bild rückt, entspanne ich mich langsam wieder. Auf den letzten Metern zu meinem Bed&Breakfast für heute Abend kommt die Sonne raus, ich werde freundlich empfangen, werfe mich in die Badewanne und Stück für Stück setzt sich meine Welt wieder zusammen.

Ich entscheide mich dafür, morgen einen Tag Pause einzulegen, um mal wieder etwas Motivation und Vorfreude zu sammeln. Am frühen Abend hole ich Fenja & Ivan vom Busbahnhof ab, wir feiern unseren letzten gemeinsamen Abend in Spanien mit einem fülligen Abendessen in der Casa Pepe und plötzlich ist alles wieder so, wie es sein soll. Das Vertrauen darauf, daß das Wetter irgendwann besser werden wird, kommt wieder zurück. Auch wenn jetzt gerade alles kalt und ungemütlich ist, werde ich wahrscheinlich in ein paar Wochen sowieso wieder rummaulen, daß mir Spanien viel zu warm und sonnig ist. Ich kenn mich doch.

Insofern habe ich nix zu befürchten.

1 Kommentar:

  1. Du siehst großartig aus. Und wahnsinnig männlich. Wir vermissen DIch!

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