Freitag, 17.03.2018
18. Wandertag
Cambil nach Torres
6,5h / 28km
1.053m hoch / 781m runter
Cambil nach Torres
6,5h / 28km
1.053m hoch / 781m runter
Das ist ja schonmal schön in die Hose
gegangen... Ich hatte gestern bei meiner Einkaufstour weiter unten im Dorf
absichtlich kein Brot gekauft, weil ich die kleine Panaderia direkt
gegenüber von meiner Unterkunft entdeckt hatte. „Da könnte ich
mir ja morgen früh lecker FRISCHES Brot kaufen, statt dem muffigen
Baguette von gestern aus dem Supermarkt!“, so war mein Gedanke.
Blöderweise hat die Panaderia immer noch die Rolläden runter, als
ich heute früh gegen 09:15 loslaufe – macht erst um 10:00 auf. So lange will
ich nicht warten, dafür ist der Tag zu fett – und der Weg runter
ins Dorf zum DIA und zurück ist auch Murks. Naja, dann gibt es eben
kein Picknick heute...
Vielleicht ist es dafür sowieso etwas
zu kalt. Ich sehe erst sehr deutlich meinen Atem in der kalten
Morgenluft und nach den ersten zwei Kurven auch Schnee auf den
Bergen. Letzte Nacht hat es offensichtlich geschneit, und zwar in
genau den Bergen, die ich heute durchqueren will. Yay!
Die erste Stunde gemächlich durch
Olivenhaine, bei leichtem Regen und dramatischer Bewölkung. Noch ein
paar Kilometer stark befahrene Landstraße, dann kann ich endlich
abbiegen, hoch in die Berge. Zur Frühstücksrast (ohne Frühstück)
lasse ich mich neben einer alten Burgruine nieder und gucke ins Land.
Auch wenn die Sonne immer mal wieder kurz rauskommt, bleibt es
ungemütlich kalt und es dauert nicht lange, bis ich wieder den
Rucksack schultere, nur damit mir vom Laufen wieder warm werden kann.
Der heutige Wandertag führt mich ganz
ohne Schnörkel - zack! - 800m hoch, oben über den Paß und auf der
anderen Seite der Berge dieselben 800m auch wieder runter. Ich schraube mich
also gemächlich die Forststraßen hinauf und versuche dabei die
Balance zwischen „Gerade so schnell, daß mir nicht kalt wird.“
und „Gerade so langsam, daß ich nicht zuviel schwitze.“ zu
halten. Die Aussicht ist großartig, ich kann grob meinen Weg der
letzten zwei Tage nachvollziehen, aber der Wind und die zunehmende
Kälte hier oben treiben mich weiter, ohnre daß ich mir weitere Pausen gönne.
Der Puerto de la Mata ist mit 1.662m
der bisher höchste Punkt auf meiner Wanderung. Insofern passt es ja
auch ganz gut, daß links/rechts/inderMitte Schnee liegt. Was der
kluge Herr Grauel nicht bedacht hat: Auf der Nordseite der Berge
sieht es in der Regel noch ein Stück winterlicher aus als auf der
Südseite. Und so unterdrücke ich einen leisen Aufschrei, als ich
nach dem Paß in eine Winterlandschaft blicke. Und ja, ich trage immer noch kurze Hosen beim Wandern.
Immerhin: Unten im Tal sieht man schon
Torres an den Felsen kleben, und da sieht es deutlich einladender aus
als hier oben. Ich lege einen Zahn zu (soweit es meine angeschlagenen
Knie erlauben) und mache mich an den Abstieg.
Die Wolken graupeln und schneien mir
noch eine Stunde hinterher, aber ich merke deutlich, wie es
wenigstens etwas wärmer wird. Der Abstieg ist genauso
straightforward wie der Aufsteig: Sanft die Forststraße entlang,
nicht zu steil, nicht zu hart. Ein relativ entspannter Nachmittag.
Dunkle Wolken fegen heran, erwischen mich nochmal mit einem stärkeren
Graupelschauer. Egal, weil: Graupel macht den Wanderer nicht naß, sondern prallt
lässig ab. Und 20min vor meinem Hotel kommt nochmal eine Regendusche,
wie bestellt, um mich auch ja patschnaß ankommen zu lassen. Mittlerweile freue ich
mich einfach nur noch auf ein warmes Zimmer und eine heiße Dusche.
Ein Stückchen oberhalb vom Ort liegen
zwei Hotels direkt nebeneinander. In einem davon hatte ich vor ein
paar Tagen ein Zimmer gebucht, das das Hotel blöderweise gestern
Abend kommentarlos wieder storniert hat. Also ruhen alle meine
Hoffnungen auf dem Nachbarhotel gleich daneben, aber dort erwartet mich nur
Murks, Schrott und Enttäuschung.
Im ersten Zimmer gibt es keinen Strom.
Im zweiten Zimmer funktioniert die Heizung nicht. Im dritten Zimmer
tut sie es, aber nur so lau, daß ich in diesem Moment beim Tippen
kalte Finger und eine noch kältere Nase habe. Das Fenster blickt auf
eine zerstörte Pool-Landschaft und die vernachlässigte Terrasse
hinaus, im Mülleimer liegt noch der Müll vom Vorgänger, es gibt
kein Internet und vor allem ist es schweinekalt. Draußen dürfte es
so um die 6° haben, in meinem Zimmer vielleicht 12 oder 14°. Meine
Frage nach einer Zusatzheizung wurde mit den Worten abgelehnt, zum
Schlafen gäbe es ja noch eine extra Wolldecke im Schrank. Schönen
Dank, ihr Vollidioten. Nur die Sprachbarriere verhindert, daß ich
hier einen Totalaufstand veranstalte. Und dabei hatte ich mich
launemäßig gerade wieder so gut in den Griff bekommen.
Ich nehme mir vor, mir jetzt den Abend warmsaufen,
und zwar nicht hier im Restaurant, sondern im Hotel nebenan. Also dort, wie sie mich eigentlich nicht haben wollten. Insofern passt es, daß das Essen freudlos, langweilig und zu teuer ist.
(Insomnia Script: Nach 3 Stunden Schlaf wache ich gegen 01:00 Uhr auf und liege den Rest der Nacht wach. Und wälze mich. Sei es aus Frust über diesen Laden, sei es das ungewohnt schmale Bett, was auch immer. Scheißnacht...)
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