Donnerstag, 8. März 2018

Kleine Bergtour als Abenteuereinlage, belohnt durch Aussicht. Hoch 2.

Unten rechts im Bild: Unsere Unterkunft letzte Nacht...
Sonntag, 04.03.2018
8. Wandertag
El Chorro nach Valle de Abdalajís
6h / 17km
903m hoch / 743m runter

In der Nacht wieder Regen. Von mir aus... Sehr romantisch zwar, dem Prasseln auf den Dächern zuzuhören, während man muckelig warm unter der Decke liegt, aber irgendwie merke ich, daß ich mir schon wieder Sorgen um das Wetter mache. Immer Sorgen, so viele Sorgen, was soll das eigentlich... Denn natürlich hat es nicht nur aufgeklart, bis wir auf der Straße stehen, sondern die Sonne ist rausgekommen und es wird ein schöner kühler Vormittag. El Chorro wirkt wie ausgestorben. Keine Busse, keine Touristen, alles dicht.


Zum Warmwerden geht es erstmal stramm 550 Höhenmeter rauf. Wir treffen diverse Kletterer, die die Felsen oberhalb von El Chorro Maß nehmen, genießen die Aussicht über das Tal, die uns durch das Jägertaxi von gestern vorenthalten wurde, lassen einen kurzen heftigen Regenschauer über uns ergehen. Lauter so Dinge, die man eben tut, wenn man in den Bergen unterwegs ist.



Eigentlich hatte ich schon vor ein paar Monaten für heute die heißt begehrten Tickets für den Caminito del Rey gebucht, aber -- das Ding ist heute wirklich richtig geschlossen wegen Wetter. Weil sich die verbleibende Tagesetappe dadurch irgendwie zu kurz anfühlt, haben wir uns für einen kleinen Abenteuer-Umweg über einen höheren Paß entschieden.
Inzwischen sind Sonne und Wind wieder draußen und regieren die Berge. Wir machen eine kleine Mittagspause und stellen fest, daß wir a) irgendwie zuwenig Wasser dabeihaben und b) der Wasserhahn in meine Wasserflasche heute morgen irgendwie Schlammbrühe ausgespuckt hat. Bäh. Aber für heute wird’s schon irgendwie reichen.


Eine knappe Stunde weiter kommen wir in einem einsamen Tal an einem alten verlassenen Bergbauernhof vorbei, an der Quelle davor versorgen wir uns mit frischem/leckerem Wasser und steigen auf schmalen Schafspfaden den Hang hinauf zum nächsten Paß. Neben uns bizarre Felsformationen, scheinbar übereinander gestapelte Steine, Ginster, Disteln und allerlei Kraut, das an den Unterschenkeln kratzt und schneidet. Oben auf dem Paß öffnet sich ein breiter Ausblick auf die nächsten Täler und Kilometer – allein dieser Blick ist mehrfache Belohnung für den anstrengenden Aufstieg.


Wir setzen uns auf die einladend flachen Steine und verputzen die spärlichen Reste aus unseren Rucksäcken: Salami, Chorizo und Quellwasser. Währenddessen fantasieren wir schonmal darüber, was und wo und wieviel wir heute Abend essen werden (Hintergrund: Gestern abend war Schmalhans schonmal Küchenmeister. Wir haben uns mit Snack und Bocadillos über Wasser gehalten, aber so richtig befriedigend oder zum Sattwerden war das irgendwie nicht...). Heute früh hatte die einzige Einkaufsmöglichkeit in El Chorro charmanterweise dicht, daher sind die Vorratstaschen der Reisegruppe leer. Außer Quellwasser.

Vielleicht in diesem Bild etwas überdramatisiert, aber durchaus zutreffend: Wetter im Anmarsch. Keine schöne Sache, wenn man vollkommen ausgesetzt auf dem Paß rumhängt...
 Von hinten brausen dunkle Regenwolken heran, wir schultern die Rucksäcke und machen uns an den Abstieg. Vorbei an der Ruine eines alten Bauernhofes, vorbei an ein paar Schafen, und plötzlich sehen wir ganz unten im Tal schon das Ziel unseres Tages: Valle de Abdalajis. 


Die Wolken ziehen an uns vorbei und verzichten darauf, uns kurz vor Etappenende nochmal zu duschen, Wind und Sonne und die weite Aussicht begleiten uns auf dem steilen Abstieg.

Unser Hostal für heute Abend wird von einem freundlichen Wirt geführt, der uns für ein Nachmittagsbier in die nächste Bar schickt, von dort ziehen wir relativ nahtlos ins nächste Restaurant um, das trotz Sonntag freundlicherweise geöffnet hat. Alle drei haben wir einen Mordshunger und bestellen, was die Karte hergibt. Meine Vorspeise ist der Traum des heißhungrigen Wanderers: Kartoffeln mit Zwiebeln geschichtet, dazu Knoblauch und obendrauf zwei Spiegeleier. Scharf anbgebratene scharfe Wurst dazu. Obwohl das natürlich zum Schämen ist, bin ich so glücklich mit diesem Gericht, daß ich es glatt fotografieren muß.

Vollkommen vollgestopft wanken wir später im Regen an der Landstraße entlang zu unseren Betten. Schneller als heute bin ich wohl selten eingeschlafen...

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