Montag, 7. Mai 2018

Pausentag in Calasparra. Mit potemkinscher Festung.

Mein erstes Highlight gleich kurz nach dem Aufstehen: Ich habe Mitbewohner, allerdings sind sie irgendwie süß. Gestern Abend hatte ich ein paar Fliegen unmißverständlich dazu aufgefordert, mir nicht weiter auf den Keks zu gehen (sprich: am Fenster erschlagen) und heute früh haben die Mini-Ameisen, die in Zimmer 205 vermutlich hinter der Fußleiste wohnen, sich über die toten Fliegen hergemacht. 
Der jugendliche Forscher in mir findet das höchst interessant und irgendwie putzig.

Nach dem Frühstück verbummele ich den Vormittag gekonnt damit, Blogeinträge nachzuholen, mir die Etappen der nächsten Tage mal anzusehen, das Internet nach allerlei unnützen Dingen zu befragen, vielleicht döse ich auch nochmal ein Stündchen -- bis mich irgendwann die Lust auf Frischluft und Sonne raus auf die Straße treibt. Von meinem Fenster aus kann ich einen kleinen Hügel mit den Resten einer alten Festung sehen, da muß ich nicht lange überlegen, was ich mir in Cieza heute wohl so alles anschauen will.


Nach einem kleinen Aufstieg durch einen etwas verwilderten Park bietet sich eine schicke Aussicht über Calasparra und die gleichzeitige Einsicht, daß die Festung eher ein Scam ist. Einige sehr wenige Mauerreste wurden großzügig mit modernem Beton überkleistert und ausgebaut, damit es überhaupt noch nach was aussieht. Wenn man ehrlich ist und sich das Ding mal aus der Nähe betrachtet, wäre von der Festung eigentlich nicht wirklich viel zu sehen; mich beschleicht eher das Gefühl, daß die ganzen Betonmauern mit Absicht hochgezogen wurden, um eine Ahnung davon zu erzeugen, wie das Ganze wohl mal ausgesehen haben könnte. Und damit auch Calasparra eine Festung vorweisen kann. Der kulissenhafte Eindruck wird noch verstärkt durch die halbfertigen (oder schon wieder halbverfallenen) Wege hier oben, die so wirken, als wäre der Gemeinde auf halbem Wege das Geld ausgegangen. Vielleicht ist es aber auch genau das...


Mon repos...?
Auf dem Nachbarhügel findet sich ein erst vor ein paar Jahren angelegtes Gelände mit einem kleinen Amphitheater, Veranstaltungsgebäude und Gärten und Wegen zum Lustwandeln, alles leer, verlassen und leicht verwahrlost. Als hätte man 2009 zu Beginn der Immobilienkrise noch schnell das restliche Geld verbaut, damit man sich darüber keine Gedanken mehr machen muß. Aber vielleicht ist das auch ungerecht, ich weiß es nicht. So oder so ist Calasparra bleibt wohltuende Abwechslung von den teils öden Dörfern und Kleinstädten der letzten Tage, diese Stadt fühlt sich wenigstens nach Leben an.

Morgen geht es weiter nach Osten, von der Aussichtsplattform auf dem Hügel kann ich schonmal die Bergkette  besichtigen, der ich morgen so gut wie den ganzen Tal folgen werde.

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