Letzte Nacht kaum geschlafen, der Wecker klingelte um 04:00 Uhr. Wachwerden, ein letztes Mal zuhause Duschen, die letzten Dinge hin- und herräumen, bevor um 05:30 Uhr das Taxi zum Flughafen kommt. Auch in Tegel: Ruhelosigkeit. Rucksack einchecken, Sicherheitskontrolle, Reisefieber. Hab ich alles?
Umsteigen in London-Heathrow. Im Landeanflug krönt die Sonne den Schatten des Flugzeuges mit einer Glorie -- ich werte das einfach mal als gutes Zeichen. Ungefähr gleichzeitig fällt mir ein, daß jetzt mein Urlaub beginnt. Eine Tatsache, die mir in den letzten Wochen irgendwie durchgerutscht ist.
Bei der Ankunft treffe ich meine Tante, wir sitzen ein paar Stunden beim Tee im Terminal und quatschen. Wir hatten uns schon wieder seit Jahren nicht gesehen, was für eine überaus schöne Art, die Stunden bis zum Weiterflug nach Gibraltar zu überbrücken.
Über Spanien liegt eine geschlossene Wolkendecke, dabei wäre ich neugierig gewesen, wie das Land von oben so aussieht. Erst kurz vor der Küste klart es auf und ich kann ein paar Blicke auf die Berglandschaft werfen, durch die ich die nächsten Wochen unterwegs sein werde.
Der Landeanflug auf Gibraltar ist spektakulär, links sehe ich im Dunst schon Afrika, rechts liegt der Felsen wie eine Insel im Meer. Ich habe noch nie eine Landung so nah neben einem Berg erlebt, der Airbus bremst super-heftig, um am Ende der Landbahn nicht ins Meer zu kippen. Die einzige Straße, die von Spanien nach Gibraltar führt, wird durch den Flughafen abgeschnitten und immer dann gesperrt, wenn ein Flugzeug landet oder startet. Lange Reihen an Autos, Motorrollern und Fußgängern stauen sich.
Über die Grenze auf die spanische Seite in meinen Hotelkasten und erstmal Mittagsschlaf nachholen. Von draußen höre ich das Dröhnen des Verkehrs unten auf der Straße und das Geschrei der Möwen.
Am nächsten Morgen: Wieder Prachtwetter. Also rauf auf den komischen Felsen. Ich packe mir einen kleinen Rucksack, überquere die Grenze und suche mir durch die "City" einen Weg hoch zu den Rampen und Wegen, mit denen die Militärarchitektur den Felsen wie ein Netz eingesponnen hat. Unten: Touristenfalle. Oben: erstaunlich ruhig, ich treffe auf dem Weg nach oben nur ein paar Jogger. An der "Nature Reserve"-Schranke löhne ich 50 Pence für "walking" und freue mich diebisch, daß ich so günstig wegkomme. Auf die ganzen Besichtigungen von Höhle hier, Fort da, Küstenbatterien dort habe ich heute sowieso keine Lust. Ich will: Landschaft!
Beim Aufstieg sichere ich mir das klassische Foto vom Flughafen inkl. gerade landender Easyjet-Maschine. Dahinter die spanische Grenzstadt La Linea de la Concepción und noch weiter geradeaus kann ich mir schon grob meine Route für morgen ausmalen. Aber vorher gibt es noch Einiges abzuhaken.
Insbesondere Aussicht.
Insbesondere Aussicht.
Je länger ich auf diesem Felsen rumkraxele, umso mehr
gewinne ich den Eindruck, fast alleine hier unterwegs zu sein. Die
klassische Touristen-Besichtigungstour geht im Minibus den Hang hoch,
einmal bei den Affen gehalten, zur Seilbahnstation und wieder runter.
Geht auch mit dem Taxi.
Mir sind die Viecher etwas unheimlich, vor allem als auf einer
ellenlangen Treppe (die einzige Möglichkeit, nach oben auf Grat zu
kommen) so ein Vieh direkt vor mir sitzt und keine Anstalten macht, sich
zu bewegen. Die Treppe ist vielleicht 50cm breit, also geht es im
Zweifel nicht ohne "Körperkontakt". Allen Hasenmut zusammengenommen
laufe ich einfach langsam an dem Affen vorbei und merke hinterher, daß
denen offensichtlich alles wurscht ist. Solange oben aus den Minibussen
Brot rausgeworfen wird, braucht sich kein Wanderer Sorgen machen.
Ich steige über die Mediterranean Steps steil an der Bergflanke entlang ab zur Südspitze, genieße die Sonne und die Aussicht. Afrika liegt gleich nebenan im Dunst.
Zurück im Hotel pflege ich meinen milden Sonnenbrand und freue mich auf morgen. Wird Zeit, daß ich endlich auf die Straße komme.
Die Affen rasen durch den Wald... Na, das ist ja glimpflich abgegangen!
AntwortenLöschenInzwischen bist Du vermutlich schon durch die Industriegebiete hindurch und 'in der Landschaft'...
Ich hoffe, Du hast dort keinen Kaelteeinbruch wie wir hier!
Frohes Wandern! Gruss aus dem Engel-Land!