Irgendwie kam das jetzt alles etwas unerwartet...
2017 war ich noch voll im Arbeitsmodus und nachdem ich im Dezember alle Projekte im Wesentlichen hinter mir gelassen hatte, kam plötzlich der Gedanke: "Und nu?"
Die Vorstellung, sich 2018 gleich wieder voll in die nächste Produktion, das nächste Projekt und die nächste Aufgabe zu werfen, war so unvergleichlich unvorstellbar, daß ich sehr schnell, sehr konsequent und doch irgendwie auch sehr planlos entschieden habe, das erste Halbjahr 2018 wieder auf Tour zu gehen.
Das Ziel war nach einem Blick auf die Europa-Karte schnell gefunden: Spanien. Fehlt mir sowieso noch auf meinem großen Ziel "Gibraltar - Nordkap", macht um diese Jahreszeit irgendwie auch Sinn und ist überhaupt schon lange fällig.
Die erste große Entscheidung ("Wann gehe ich los?") wurde mir charmanterweise von Freunden abgenommen, die mich ab der 2. Wanderwoche für einige Zeit begleiten wollen. Während ich noch mit dem Kalender haderte und die Monate drehte/wendete/durchpuzzelte wie einen Rubik's-Cube, kam eine SMS mit dem Wortlaut: "Zack, Flüge sind gebucht. Wie landen am 27.02. spät abends in Malaga :)"
Den restlichen Abend über habe ich darüber nachgedacht, ob ich das jetzt doof und übergriffig finden soll, weil ich mich dadurch quasi gezwungen fühlte, meine Wanderung paßgenau in einem nur noch sehr wenige Tage engen Fenster zu starten. Aber am nächsten Morgen war mir klar, daß diese Nachricht eigentlich eine willkommene Beendigung des Grübelns war. Ok, Entscheidung liegt auf dem Tisch, dann kann's ja losgehen.
Die zweite große Entscheidung war deutlich schwieriger. Die ersten Recherchen nach Wanderkarten für Spanien ergaben eher ernüchternde Ergebnisse: Bergeweise topographische Karten verfügbar, aber eigentlich nur in Spanien bestellbar, teuer, schwer, unpraktisch. Wenn ich nicht für 3 Monate Kartenmaterial im Wert von 5kg mit mir rumschleppen will, müsste ich wieder wie auf den letzten Touren die umständliche Kartenlogistik per Post aus Deutschland anleiern -- was bedeutet, daß mir jemand die vorher gekauften Wanderkarten zeitlich genau passend an eine recherchierte und vorinformierte Adresse in Spanien schickt, wo ich dann darauf bibbern muß, daß alles richtig und rechtzeitig ankommt. Bäh.
Statt dessen kam der alte Gedanke "Wie wäre es denn mit GPS?" wieder in mir hoch, ein Gedanke, den ich in meinen über 35 Jahren Wanderkarriere bisher immer erfolgreich vermieden hatte. Hatte. Meine üblichen Sorgen über leere Akkus, tote Displays, nicht lesbaren Speicherkarten, korrupten Daten undwasweißichnochalles habe ich erstmal beiseite geschoben, mir so ein neumodisches Ding gekauft -- und auf ein paar Testtouren in Brandenburg das Gefühl gewonnen, daß das schon irgendwie funktionieren könnte.
Ich bin mir sehr sicher, daß ich zu mindestens 23 Gelegenheiten während meiner Tour die gute alte Wanderkarte vermissen werde, aber da kann ich mich später immer noch drüber aufregen. Für jetzt freue ich mich unter anderem darüber, daß ich jeden Tag ca. 0,5 bis 1kg weniger im Rucksack rumschleppen werde.
Der Rest ging dann ganz schnell. Nach vielen Abenden "Internet leer saugen" habe ich mir eine Route zurechtgelegt, ich folge für die ersten Wochen dem Fernwanderweg GR-7/E4, der von der Südspitze Spaniens bis Andorra führt. Immer durch die Berge, immer 50-100km vom Meer entfernt. Irgendwo vor Barcelona biege ich links ab, folge dann für eine Woche einem Jakobsweg-Zubringer und schlage mich dann weiter quer durch die Landschaft grob über Saragossa und Pamplona bis ins Baskenland durch. Ich denke, daß ich bis etwa Mitte/Ende Mai unterwegs sein werde - grob gesagt also 3 Monate. Und am Ende möchte ich genau dort ankommen, wo ich 2012 meine Tour nach Berlin begonnen habe: In Irun an der spanisch/französischen Grenze.
Am 21. Februar geht mein Flug nach Gibraltar, nach ein paar Tagen Eingewöhnung und Loslaufen wird es ab 26. Februar wieder tägliche Berichte davon geben, was ich gesehen, erlebt und mir dabei so gedacht habe. Tendenziell wird es vielleicht weniger Text werden als in den vergangenen Jahren (dafür mehr Fotos), der Zeitaufwand von 2-3h jeden Abend war mir auf der letzten Reise einfach zu groß.
Aber Ihr könnt trotzdem sehr gerne wieder jeden Tag ein Stück mitkommen...
Hallo Kilian,
AntwortenLöschenJetzt nochmal:
Ich sitze hier mit gebrochenem Fuss die nächsten Wochen dumm herum und so werde ich Dich auf Deiner Reise wenigstens virtuell begleiten. Also nicht so schnell ich sitze in Deinem Rucksack und schau Dir über die Schulter sozusagen als Reise Teddy..
Gustl
Kiki, wir sitzen gerade auf DEINEM Sofa und freuen uns sehr, von dir zu lesen. Deine Wohnung riecht auch schon ganz anders. Aber hier ist alles gut. Wir werden dich natürlich in Gedanken und auf dem Blog weiter begleiten. Lass es dir schön gut gehen. Liebst M und N
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